Rezension der Reihe: Alle Toten fliegen hoch von Joachim Meyerhoff
Amerika (Bd.1)- Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (Bd. 2) – Ach, diese Lücke, die entsetzliche Lücke (Bd. 3)
von Sabrina Stör
Selten haben mich Geschichten so berührt wie die autobiografischen Romane von Joachim Meyerhoff. Auf mitreißende Weise blickt der Schauspieler und Autor auf seine Kindheit und Jugend zurück. Gleichzeitig schildert er einfühlsam die Beziehung zu seinen Familienmitgliedern, von denen er sich teilweise viel zu früh verabschieden musste. Dass aus diesem Rückblick nicht eine schnöde Biografie geworden ist, sondern sogar ein Werk entstanden ist, das es auf die longlist des Frankfurter Buchpreises geschafft hat, liegt sicherlich an dem sensiblen Erzählstil Meyerhoffs.
In seinem ersten Teil „Amerika“ verbringt Joachim Meyerhoff ein Auslandsjahr im Wilden Westen der USA und ist somit ein klassischer „coming-of-age“- Roman. Der Protagonist kämpft dabei mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens und erlebt dabei viele „erste Male“: das erste Mal für lange Zeit von zu Hause weg, die erste große Liebe sowie der erste schwere Verlust eines Angehörigen. Diese Achterbahnfahrt der Gefühle stellt Meyerhoff so empathisch dar, dass bei der Lektüre keine Auge trocken bleibt – Freud und Leid wechseln sich tatsächlich achterbahnmäßig in Meyerhoffs Darstellung ab, so dass man am Ende des ersten Bandes umgehend zum zweiten greift.
In „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ erzählt Meyerhoff von seiner Kindheit auf äußerst amüsante sowie gleichzeitig nachdenkliche Art. Meyerhoff wächst als Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie auf einem Klinikgelände in Norddeutschland auf. Damit taucht man in eine außergewöhnliche Kindheit ein, die voller skurriler und kurioser Erlebnisse ist. Neben seiner Kindheit setzt sich Meyerhoff vor allem mit dem Verhältnis zu seinem Vater auseinander und schildert auch den zweiten schweren Verlust in seinem Leben. Sein Vater stirbt als Meyerhoff ein junger Erwachsener ist.
Im dritten Band „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ verschlägt es Meyerhoff in den Münchner Stadtteil Nymphenburg. Für ihn völlig überraschend schafft Meyerhoff es auf die Schauspielschule und tritt damit in Fußstapfen seiner Großmutter. Um Geld zu sparen, zieht er in die Villa seiner Großeltern ein. Er führt von nun an ein Leben zwischen großelterlichem Alltag, der ebenfalls die ein oder andere Skurrilität aufweist und seinem Alltag in der Schauspielschule, der ihn nicht nur einmal überfordert und zur Identitätskrise führt. Für den Leser führt die Schilderung dieser Erlebnisse zu tränenreichen Lachern. Auch im dritten Band geht es um Verlust und den tief berührenden Abschied von seinen Großeltern.
Bei aller Tiefgründigkeit werden hier Komik und Trauer gekonnt miteinander verwoben, so dass alle drei Bände letztendlich für mich ein absolutes Lesevergnügen waren. #FreudundLeidzugleich #keinAugebleibttrocken #skuril #nachdenklich #Empathiepur #klareLeseemfehlung